I have a dream…
So erging es allen Mitgliedern und Gästen der Hamburger Domäne einen knappen Monat vor der fürstlichen Maieinladung. Sie träumten und hörten die Stimme des alten Ahnen der den Thron ihrer Stadt besitzt. Sie hörten seine Worte, eine Aufforderung einem glorreichen Turnier beizuwohnen und gegeneinander anzutreten bis Blut fließe.
Nicht jeder ging mit einem guten Gefühl in diesen Abend. Natürlich war es unmöglich abzusagen oder gar nicht zu erscheinen, handelte es sich doch um die Einladung des amtierenden Fürsten und dennoch, einigen der Gäste stand die Sorge ins Gesicht geschrieben.
Eröffnet wurde der Abend durch die Ventrue Roxane la Blanche, welche die Gäste im Namen des Fürsten empfing. Es entstand eine angespannte Gesprächsrunde und nur der eine oder andere wahnwitzige Neonat kam gar auf die Idee, Wetten auszuloben. Doch so richtig wagte sich keiner aus seiner Deckung heraus, zu groß wohl die Sorge, jemandem auf die Füße zu treten den man später am Abend eventuell noch gegenüber stand.
Mit Auftritt des alten Arabers begannen auch die Zweikämpfe. In drei Runden standen sich Freunde und Feinde, Schuldner und Gläubiger, Domitor und Gebundener gegenüber und mussten sich in der Kampfeskunst aneinander messen lassen. Es entspannten sich dubiose Szenen, in denen sich die Vampire selbst verletzten, nicht wehrten oder gegenseitig derart angriffen, dass die Arena nicht auszureichen drohte. Ein jeder war gezwungen, auf die eine oder andere Weise seinen Gegenüber auszuschalten.
Am Ende trat das Brujahkind Carlos gegen den Ventrue Kris Wolf an. In einem gewaltigen Kampf siegte der Ventrue über das Blut des anwesenden Fürsten. Nicht zu dessen Gefallen, wie das Kind kurz darauf feststellen durfte. Der gerade erst angereiste Wolf wurde zur Belohnung zum Bürger der Stadt ernannt und durfte vor der versammelten Gesellschaft den heiligen Eid der Bürgerschaft leisten. Sehr zum Unwillen einiger Anwesenden, die bereits seit Monaten nur Gäste der Domäne Hamburg sind und noch immer um die Bürgerschaft der Hansestadt feilschen.
Der letzte Kampf war kaum gefochten, die Wunden noch nicht verheilt, da verließ der Fürst auch schon wieder den Abend und übergab die Gastgeberschaft erneut an die anwesende Ventrue. Diese nutzte die ihr zugeteilte Ehre und lud zu diversen Zwiegesprächen, welche sie in ihrem Amt als Harpyie mal mehr, mal weniger öffentlich führte. Auffällig waren auch die Tremere Lieblich und der Toreador Gaspar, welche an diesem Abend aus bisher nicht näher bekannten Gründen kaum voneinander lassen konnten. Bekannt ist nur, Doktor Lieblich war selten so emotional aufgewühlt und derart außer Kontrolle wie an diesem Abend.
Das Turnier endete wie es begann, mit einem flauen Gefühl im Magen der Vampire, einer Ungewissheit über die vor diesem Abend noch intakten Bündnisse und der vagen Ahnung, dass diese Duelle nicht nur dem Vergnügen der wehrten Obrigkeit diente…
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