Was sind Blutsbänder?
Das Blut ist das, was einen Vampir zu dem macht, was er ist: unheimlich, unsterblich, untot. Aber es kann weit mehr, als eine Leiche dazu zu bringen, sich weiterhin zu bewegen. Die wohl mächtigste Waffe, die jeder Vampir in seinem Arsenal hat, ist das Blutsband und sie ist zugleich ein zweischneidiges Schwert.
Ein Blutsband entsteht, wenn jemand vom Blut eines Vampirs trinkt – egal ob es sich beim Trinker um einen Menschen, Ghul, Tier oder Vampir handelt. Auch ist egal, wie mächtig ein Vampir ist, jedes Vampirblut kann andere binden: Es ist die einzige Schwachstelle von Ahnen, die auch Neonaten ausnutzen können! Ein Ahn, der vom Blut eines gerade geschaffenen Vampirs trinkt, wird ebenso gebunden, wie jeder andere Vampir auch, es gibt keinen Schutz dagegen.
Ebenfalls unwichtig ist, wieviel man trinkt: Ob ein einziger Tropfen oder ganze Liter, gebunden ist man so oder so. Jede Nacht, in der man von einem Vampir trinkt, verstärkt das Band um eine Stufe, insgesamt gibt es drei Stufen, wobei man niemals mehr als ein Band der dritten Stufe als Opfer besitzen kann. Als Herr kann man so viele Wesen binden, wie man wünscht.
Auf der ersten Stufe fühlt das Opfer nur eine gewisse Sympathie und Freundschaft zu dem betreffenden Vampir. Zu einem Feind würde man dabei nur „neutral“ werden, zu einem ohnehin befreundeten Vampir vertieft sich die Freundschaft.
Auf der zweiten Stufe sieht das Opfer, unabhängig vom bisherigen Verhältnis, den jeweiligen Vampir als einen der besten Freunde und engsten Verbündeten überhaupt an. Das Opfer würde nur im Ausnahmefall gegen die Interessen des Anderen handeln, ihn aber niemals angreifen oder körperlich gefährden. Könntet Ihr euren besten Freund mutwillig verletzen? Ihm absichtlich schaden? Nein, man nimmt eine Menge Risiken für diese Person auf sich.
Auf der dritten Stufe ist das Opfer vollständig gebunden, es gibt absolut nichts, was es nicht für den Vampir tun würde. Man verstößt gegen die ureigenen Grundsätze, bricht das Gesetz, schützt den Vampir unter allen Umständen mit seinem Leben, würde für ihn töten und auch sterben. Ein voll gebundenes Opfer würde seine Familie verraten oder sich direkt von einem Hochhaus stürzen, wenn der Vampir es fordert.
Hier beginnen aber die Probleme eines Blutsbandes zu greifen, die dabei auf den Vampir zukommen. Ein Blutsband ist eine pervertierte Form der Liebe, eine unfassbar starke Obsession. Wie ein Opfer darauf reagiert, hängt von der eigenen Psyche ab, das kann auch zu Problemen für den Vampir führen. Ist es ein besonders fürsorgliches Opfer, so könnte es versuchen, den Vampir zu seinem eigenen Schutz in einer gesicherten Wohnung festzuhalten. Möglicherweise sogar gepfählt, immerhin ist es draußen unfassbar gefährlich! Eifersüchtige Opfer werden möglicherweise aggressiv und gewalttätig, wenn sich jemand anderes nur mit dem Vampir unterhält. Auch andere Verhaltensweisen wären denkbar: Vom Versuch, jede Sekunde an der Seite des Meisters zu verbringen, über schwere Fälle von Stalking, bis hin zu vorauseilendem Gehorsam á la „Der Typ da ist doch dein Fall, da hab ich ihn einfach mal im Club für dich bewusstlos geschlagen und vorbeigebracht. Die Nachbarn haben echt komisch geguckt, aber schau mal, wie gut der aussieht! Bist du jetzt stolz auf mich?“. Was für Probleme das Blutsband auch für den Herren mit sich bringen klar, wird hoffentlich deutlich.
Kein Vampir würde sich je absichtlich vollständig binden lassen, deswegen ist man irrsinnig vorsichtig, wenn es darum geht, das Blut anderer Vampire zu trinken, da jeder weiß, dass man den eigenen freien Willen schon beim ersten Schluck verliert. Aber man nutzt es auch nicht als alltägliches Instrument gegen andere, denn neben den anderen Problemen kann das Opfer natürlich auch süchtig nach dem Blut werden, besonders, wenn es sich um mächtiges Blut handelt. Nicht wenige Vampire wurden im Laufe der Zeit Opfer ihrer eigenen Untergebenen, weil diese sich beim Trinken schlichtweg nicht mehr beherrschen konnten. Für alle Vampire ist also allergrößte Vorsicht geboten, wenn es darum geht, Blut anderer Vampire zu trinken, oder sie trinken zu lassen. (tn)
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